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Veranstaltungstechnik am Basel Tattoo: Dudelsäcke und Riesen Beamer

22.6.2016
Sie sind die hellsten Beamer weltweit, 200 Kilo schwer, so gross wie ein Kühlschrank: Acht dieser Kraftprotze werfen am Basel Tattoo riesige Projektionen auf die Fassade des Kasernengebäudes, wenn in der Arena die Showbands spielen. Der technische Aufwand am Militärmusik-Festival ist enorm. Ein Besuch bei jenen, die die Musiker im besten Licht erstrahlen lassen: die Veranstaltungstechniker.

Sobald die ersten Pipes and Drums erklingen, konzentriert sich Stephan Gysi nur noch auf die Technik. Sind Audiosystem und Beamer richtig eingestellt? Stimmen die farblichen Übergänge der Schweinwerfer? Das Basel Tattoo ist das zweitgrösste Militärmusik-Festival der Welt. Internationale Kapellen, Bands, Dudelsackspieler und Tanzformationen begeistern jedes Jahr im Juli tausende Fans. Gysi ist technischer Projektleiter für das Basel Tattoo. Er und sein Team von Winkler Livecom sorgen dafür, dass die Formationen im Hof der Kaserne Basel im wortwörtlich besten Licht erstrahlen.

Seit zehn Jahren ist Winkler mit dabei, seit dem zweiten Basel Tattoo. Gemeinsam mit der Audiopool GmbH ist die Wohlener Firma verantwortlich für die technische Planung und Realisation des Militärmusik-Spektakels. Winkler kümmert sich um Licht, Audio, LED, Video und Rigging. "Das Event wächst Jahr für Jahr und damit auch die Herausforderungen an uns", sagt Gysi. "Formationen mit bis zu 300 Musikern verlangen das leistungsfähigste Audiotechnik-Material, das derzeit erhältlich ist."

Rund 58 Tonnen Material haben die Winkler-Trucks in den engen Kasernenhof gebracht. 400 Scheinwerfer, 135 Mikrofone, 85 Lautsprecher, 80 Radioempfänger, 4,5 Kilometer Glasfaserleitungen, Stromleitungen von 531'000 Watt und zwei LED-Bänder, die das Spielfeld flankieren. Und natürlich die acht riesigen Beamer von Barco, jeder so gross wie ein Kühlschrank und mit 40'000 Lumen so hell wie sonst kein Projektor. Zum Vergleich: ein gewöhnlicher Büro-Beamer hat um die 2'000 Lumen. Über eine Distanz von mehr als 100 Meter werfen die Projektoren zur jeweiligen Formation passende Videos und Bilder an die Fassade der Kaserne. Sie erweitern die Show von der Arena an die Gebäudewand, eröffnen eine neue Erzähldimension. Erstmals waren sie im vergangenen Jahr zum zehnjährigen Jubiläum des Basel Tattoo im Einsatz.

Wenn die Show beginnt, ist die meiste Arbeit bereits getan. Die Technik ist aufgebaut und vorbereitet. "Vier Tage und Nächte wurde in allen Bereichen programmiert", sagt Gysi. Die Einstellungen zu den Formationen, farbliche Übergänge, Muster. So ist bei jeder Aufführung die gleiche Qualität garantiert. Früher musste dies während der Show noch von Hand eingestellt werden. "Heute ist alles digital. Wir könnten fast alles mit einem Laptop steuern, sind dadurch extrem mobil", sagt Gysi.

Wenn die erste Formation im Kunstnebel die Arena betritt, bedienen Gysi und sein Team das Licht- und Videosystem und behalten die Audio-Technik im Auge - und den Wetterbericht. Jeden Abend hoffen sie erneut: Bloss kein Unwetter! "Bei Regen, Unwetter oder einem Gewitter wird das Ganze zu einer grösseren Herausforderung", sagt Gysi. Das elektronische Material ist regenanfällig, wird deshalb so gut es geht outdoortauglich gemacht. Schweinwerfer bekommen Regenhauben, Steckverbindungen werden regenfest umschlossen.

Wenn nach der letzten Aufführung die Dudelsäcke wieder für ein Jahr verstummen, ist Zeit für den Abbau. Rund 780 Manntage werden am Ende bei Winkler und Audiopool auf dem Zettel stehen. Für Basel ist das Basel Tattoo ein wichtiges Grossereignis, ebenso für Winkler. "Wir sind stolz, dass wir seit Jahren ein Teil davon sein dürfen."

 

Bericht

 

by Christoph Spangenberg, MCH Group AG


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